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Djuricin bei Grasshoppers: "Bisschen wie Rapid"

Goran Djuricin bei LAOLA1 über Grashoppers, Bickel und Rat von Sohn Marco.

Djuricin bei Grasshoppers: Foto: © GEPA

Die Sensation ist perfekt!

Goran Djuricin und Fredy Bickel sind wieder vereint. Knapp drei Jahre nachdem der Schweizer den Wiener beim SK Rapid zum Cheftrainer befördert hatte, holt er ihn als „Feuerwehrmann“ zu den Grasshoppers Zürich.

LAOLA1 erreichte den ehemaligen LAOLA1-Experten nach dem ersten geleiteten Training am Montagvormittag. „Eine ganz große Aufgabe“, beschreibt Djuricin seine neue Herausforderung in der Schweiz.

Denn nur der Aufstieg zählt für die Zürcher und speziell für Djuricin. Denn der 45-Jährige scheute nicht davor zurück, lediglich für dreieinhalb Monate, also bis Saisonende zu unterschreiben. Wird das große Ziel erreicht, steht einer weiteren Zusammenarbeit nichts im Weg.

Bickel weiß, was er bekommt – auch wenn er Djuricin damals bei den Hütteldorfern schlussendlich auch feuern musste. Parallelen gibt es beim Schweizer Rekordmeister und -cupsieger jedoch: „Die Fans sind sehr euphorisch. Das ist natürlich auch ein bisschen wie bei Rapid. Das ist eine geile, tolle Fan-Kultur.“

„Da sieht man, dass Fredy Bickel viel von mir hält“

Nach dem Aus von Uli Forte, den Bickel nach nur einem Punkt aus den letzten vier Spielen und dem Abrutschen auf Rang drei feuerte, machten in der Schweiz die Namen einiger Kandidaten die Runde – jener von Djuricin war nicht dabei.

Die Kontaktaufnahme seitens seines ehemaligen Rapid-Kollegen erfolgte erst vor ein paar Tagen. „Ich habe natürlich nicht lange überlegen müssen. Es ist ein Traditionsverein, es geht um den Aufstieg, wobei das mit sehr viel jungen, unerfahrenen Spielern und Verletzten schwierig wird. Aber trotzdem glaube ich, dass wir eine Riesenchance haben, das zu schaffen und Zweiter zu werden. So eine Herausforderung sollte man annehmen.“

Der Erstplatzierte steigt fix auf, Top-Favorit Lausanne hat als Spitzenreiter elf Punkte Vorsprung auf Verfolger FC Vaduz, wird nur mehr schwer von Platz eins zu verdrängen sein. Deshalb wird auf jeden Fall Platz zwei angestrebt, in einer Barrage ginge es dann gegen den Neunten der Super League um den Aufstieg. Im vergangenen Jahr scheiterte etwa Stefan Maierhofer mit dem FC Aarau in der Relegation an Xamax Neuchatel.

Obwohl der Kontakt zum Vorgänger von Zoran Barisic in Wien-Hütteldorf nie abriss, war Djuricin doch ein wenig überrascht, als der Anruf Bickels kam. „Wir waren immer wieder in Kontakt. Ich habe mich natürlich sehr gefreut, dass er mir wieder das Vertrauen schenkt. Da sieht man auch, dass er viel von mir hält. Schließlich hat er selber auch Druck hier, das muss ja funktionieren. Er holt mich ja nicht zum Spaß, das freut mich sehr“, ist Djuricin voller Tatendrang.

Keine Riesen-Freunde, aber als Duo stark

Schon damals galt Bickel als Förderer „Gogos“, der ihm in schwierigen Zeiten den Rücken stärkte. Trotzdem kam es schlussendlich zur Trennung, die für den Ex-Kicker nicht einfach zu verkraften war.

Trotzdem beschreibt Djuricin das Verhältnis als respektvoll. „Das läuft alles auf einer professionellen Ebene. Wir respektieren uns sehr, wir können uns menschlich auch gut leiden. Aber er hat mich auch entlassen. Es ist nicht so, dass wir Riesen-Freunde sind, aber wir haben eine gute Basis gefunden. Und anscheinend gefällt es ihm, wie ich arbeite. Deshalb hat das jetzt geklappt.“

Klares Ja zu Grasshoppers: „Da gab es nicht viel zu ködern“

Groß überreden musste Bickel seinen ehemaligen Weggefährten nicht, zu groß ist der Name des Grasshopper Club Zürich – trotz Abstiegs in die Zweitklassigkeit.

„Da gab es nicht viel zu ködern, wenn ein Traditionsverein aus dem Nachbarland ruft. Ich kenne den Verein auch von meinem Sohn (Anm.: Marco Djuricin), ich war öfter hier und kenne ein bisschen was. Ich kenne den einen oder anderen Spieler, ich kenne die Spiel- und Fankultur. Deshalb war es eine leichte Entscheidung für mich“, begründet Djuricin.

Was ihm der nunmehrige KSC-Stürmer verriet? „Ich habe sehr viel mit Marco geredet. Er hat mir die Schwächen und Stärken dieses Vereins erzählt und deshalb war es für mich keine schwere Entscheidung.“

Marco Djuricin spielte noch bis vergangenen Sommer bei GC, auch andere alte Bekannte aus der Bundesliga wie Thorsten Fink als Trainer und Raphael Holzhauser waren noch zumindest im Frühjahr 2019 für die Zürcher tätig.

Druck bei Traditionsverein macht Djuricin keine Sorgen

Die Parallelen zu Rapid wurden anfangs bereits erwähnt. Über die Fan-Kultur hinaus ist der Wiener aber auch von den Rahmenbedingungen begeistert.

„Es ist eine wunderschöne Stadt. Die Lebensqualität ist sehr, sehr hoch. Es hat Tradition und es ist sehr schade, dass der Verein abgestiegen ist – zum ersten Mal in der Geschichte des Vereins. Das wollen wir wieder korrigieren. Wir müssen alles daran setzen, wieder aufzusteigen. Alles andere ist nicht so wichtig.“

Genau aus diesem Grund ist der Druck auch groß, eine Situation, die er ebenfalls von den Grün-Weißen kennt. Doch Djuricin hat gelernt, gelassener damit umzugehen.

„Druck hat man in jedem Verein, den hatte ich auch bei Blau-Weiß Linz, wie man gesehen hat. Das ist egal. Über Druck brauche ich nicht reden. Wir haben ein Ziel. Wenn wir das erreichen, dann ist das top. Wenn nicht, dann ist es einfach so. Aber wir wollen das Beste daraus machen.“

Bei BW Linz „sind einige Sachen passiert“

Knapp zwei Monate hatte der Neo-Schweiz-Trainerlegionär nach seiner Entlassung bei den Linzern Zeit, um sich auf eine neue Aufgabe zu stürzen. Die Auszeit tat ihm gut.

Der Abschied fiel ihm aber nicht leicht. „So ist es eben im Fußball. Wenn ein paar Resultate nicht passen, werden ein paar Leute im Verein nervös - oder einige, die neu dazugekommen sind. Es hat so sein sollen. Ich traue der Mannschaft auch mehr zu, aber es sind einige Sachen passiert, die dazu geführt haben, dass wir auseinandergegangen sind.“

Gerne blickt Djuricin nicht mehr zurück, „das ist Vergangenheit für mich. Aber die großen finanziellen Probleme hat man natürlich auch gespürt“, gibt er zu. „Trotzdem war es eine schöne Zeit.“

Bei den Grasshoppers in Zürich schlägt er nun ein neues Kapitel in seiner Trainerkarriere auf, erstmals im Ausland. Gespannt darf man auch darauf sein, ob das Sportdirektor-Trainergespann Bickel und Djuricin dort mehr Erfolge aufweisen kann als bei Rapid.

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