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Rapid-Gegner: This is Sparta(k)!

Mio.-Klub Spartak Moskau: Conte-Schüler, ÖFB-Legionäre, unbelehrbare Fans.

Rapid-Gegner: This is Sparta(k)! Foto: © getty

Am Donnerstag (ab 18:55 Uhr LIVE bei DAZN und im LIVE-Ticker) erfolgt der Startschuss für den SK Rapid in der Gruppenphase der UEFA Europa League.

Eine wichtige Partie aus Sicht der Grün-Weißen nach den unzufriedenstellenden Ergebnissen der vergangenen Wochen.

Der erste Prüfstein im heimischen Allianz Stadion ist der russische Rekordmeister Spartak Moskau.

Ein Verein mit 120 Millionen Dollar Budget, einem Conte-Schüler als Trainer, unbelehrbaren Fans und Österreich-Connections: This ist Sparta(k)!

  • Der Millionen-Klub

Auch wenn es die internationalen Erfolge seit einigen Jahren nicht erahnen lassen, ist Spartak Moskau finanziell auf Rosen gebettet und sollte auch sportlich mehr aus den Möglichkeiten herausholen. Das offizielle Budget der Russen liegt bei sage und schreibe 120 Millionen Euro - und somit viermal so hoch wie jenes von Europa-League-Gruppengegner Rapid. Auch der Marktwert des Kaders liegt bei knapp 100 Millionen Euro - davon sind die Hütteldorfer ebenfalls meilenweit entfernt. Aufgrund russischer Oligarchen in aller Welt ist es nicht überraschend, dass auch bei Spartak einer viel Geld in die Hand genommen hat, um den Klub gut dastehen zu lassen. Sein Name: Leonid Fedun, seines Zeichens Klub-Eigner mit einem Vermögen von rund sieben Milliarden Dollar laut Forbes-Magazin. Der 62-Jährige ist Vize-Vorstandsvorsitzender und Minderheitseigentümer beim russischen Mineralölkonzern Lukoil und suchte scheinbar eine Nebenbeschäftigung, eine aus seiner Sicht "soziale Mission". So verglicht sich Fedun schon mal mit Bill Gates, "der 90 Prozent seines Geldes in soziale Projekte steckt". Trotz seiner früheren Liebe zu Dinamo Moskau investierte er in Spartak und übernahm den Klub 2003. Seither soll er eine Milliarde Dollar (!) in den Verein gesteckt haben, fast die Hälfte in die Otkritie Arena. Jenes Stadion, das seit 2014 als Heimstätte dient und auch bei der WM 2018 in Russland als Spielstätte genützt wurde. Doch er gab dem größten, prestigeträchtigsten Klub Russlands nicht nur eine neue Heimat, sondern stellte den Klub auch neu auf, setzte auf eine Akademie und ehemalige Klub-Größen, welche den Erfolg wiederbringen sollten.


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  • Der Conte-Lehrling als Trainer

Große Namen wie Nevio Scala, Michael Laudrup, Valeri Karpin, Unai Emery oder Murat Yakin wurden bei Spartak schon vorstellig, die einen mit mehr, andere mit weniger Erfolg. Was Tatsache ist: Nach 16 Jahren holte ER erstmals wieder einen Meistertitel mit den Moskauern: Massimo Carrera. Der 54-jährige Italiener ist kein unbeschriebenes Blatt, obwohl er bis zu seinem Engagement in Russland fast nur die zweite Geige im Trainer-Business spielte. Die zweite Geige aber an der Seite eines ganz wichtigen Mannes: Antonio Conte. Dem Star-Coach assistierte er bei Juventus Turin und im italienischen Nationalteam. Dann wollte Spartak eigentlich Conte, doch dieser entschied sich für Chelsea, brachte aber seinen jahrelangen Weggefährten ins Gespräch. Dieser assistierte anfangs zwar auch "nur" Dmitri Alenitschew, wurde jedoch danach zum Chef ernannt - und garantierte Erfolg. Meister 2016/17 und russischer Supercupsieger, nach jahrelanger Durststrecke wurde Spartak endlich wieder bejubelt. Der bisherige Tiefpunkt unter ihm: Die verpasste Champions-League-Qualifikation! Dort setzte es in der 3. Quali-Runde das Aus gegen PAOK Saloniki und kratzte am Image. Auch die Generalprobe für das Hinspiel gegen Rapid lief mit der 1:2-Heimniederlage gegen Akhmat Grozny schief. Kritik lässt Carrera aber nicht auf sich sitzen, schon gar nicht von den eigenen Spieler. Im Vorfeld der Wien-Reise musste er durchgreifen. Ein Faux-Pas wurde zwei Spielern zum Verhängnis. Kapitän Denis Glushakov und Andrey Eshchenko likten ein Spottvideo auf Instagram über ihren eigenen Trainer und wurden laut Medienberichten für das Hinspiel gegen Rapid suspendiert. Der Erfolgstrainer war früher selbst ein Verteidiger, der sich in der Serie A bei Klubs wie AS Bari, Juventus Turin, Atalanta Bergamo oder auch Neapel einen Namen machte.

  • Die Stars

Die gute Nachricht aus Sicht des SK Rapid zu Beginn: Der größte Star ist gar nicht mehr da! Denn Spartak Moskau ließ Top-Stürmer Quincy Promes in den letzten August-Tagen noch  zum FC Sevilla ziehen. Der 30-fache niederländische Teamspieler erzielte in 135 Spielen 66 Treffer für die Russen, sein Abschied bahnte sich an. Nicht nur aus Sicht des Spielers, sondern auch des Vereins, der wegen des Financial Fair Plays aktiv werden musste. "Wir mussten Promes verkaufen, weil wir uns nicht für die Champions League qualifiziert haben", gab Geschäftsführer Sergej Fedun Einblick. Man habe ihn für elf Millionen geholt und um 21 Millionen verkauft. "Von dem her ist es eine gute Sache", so der Klubboss. Doch gegen Rapid fehlt er, ebenso wie die zwei verletzten Innenverteidiger Samuel Gigot (Kreuzbandriss) und Ilja Kutepow (Leistenverletzung). "Auch in der Abwehr ist die Stabilität verloren gegangen", meinte Tschertschessow in der "Krone" und sah auch den Promes-Abgang als Pluspunkt für Rapid. Aus einem Hammer-Transfer aufgrund der Defensiv-Nöte kam es nicht. Niemand geringerer als Chelsea-Legende John Terry, derzeit vereinslos, stand in Verhandlungen, sagte am Ende aber doch noch kurzfristig ab. Sonst stehen zwölf Legionäre im Kader, davon drei Brasilianer, der bekannteste ist Luiz Adriano, der schon für den AC Milan stürmte. Auch Fernando kickte davor bei Shakhtar Donetsk und Sampdoria Genua. Ansonsten tummeln sich viele heimische Kicker im Kader, allen voran drei russische WM-Teilnehmer unter Tschertschessow. Die meiste Routine bringt Alexander Samedow mit, der 34-Jährige beendete nach der Heim-WM seine Teamkarriere. Sonst dabei waren Roman Sobnin (24) und Georgij Dschikija (24).

  • ÖFB-Legionäre und Verbindungen zu Österreich

Viele Österreicher hat es nicht nach Russland verschlagen, doch zwei ÖFB-Legionäre haben gerade bei Spartak Moskau in unterschiedlichem Ausmaß ihre Spuren hinterließen. Vor allem Martin Stranzl, der nach seinem Durchbruch bei 1860 München und dem VfB Stuttgart von März 2006 bis Ende 2010 seine Zelte an der Wolga aufschlug und in 121 Einsätzen zum Leistungsträger avancierte. Mit seinen Performances drängte er sich auch danach noch für eine Rückkehr nach Deutschland zu Borussia Mönchengladbach auf. Weniger erfolgreich war die Zeit von Emanuel Pogatetz, der im Frühjahr 2005 das Spartak-Trikot nur zweieinhalb Monate für elf Einsätze trug. Der tragische Schlusspunkt: Seine Rote Karte gegen Jaroslaw Charitonski von Shinnik, dem er in der 11. Minute mit einer bösen Attacke das Schien- und Wadenbein brach. Vom russischen Verband fasste er eine Sperre für ein halbes Jahr, insgesamt 24 Spiele aus, die er auch nach seinem Wechsel zu Middlesbrough noch absitzen musste. Weitere Österreich-Connections: Stanislaw Tschertschessow, aktuell russischer Teamchef, spielte jahrelang für Spartak Moskau, bezeichnet aber auch Österreich aufgrund seiner langen Zeit beim FC Tirol Innsbruck und als Coach von Wacker Innsbruck als seine Heimat. Und dann gibt es noch Sergei Schawlo, der 1988 mit Rapid Meister, Supercup- und Stadthallensieger wurde, danach Rapid-Talente im Nachwuchs trainierte, von 2005 bis 2008 Sportdirektor bei Spartak war und heute dort quasi den Legendenklub leitet. Und sein Sohn Sergej junior, der im Rapid-Nachwuchs heranreifte, dem jedoch die große Fußballkarriere versagt blieb.

  • Die Fans

Spartak kann sich glücklich schätzen, große Fan-Massen anzuziehen. Vor allem zeichnen sich diese aber als sehr fanatisch aus und sorgten wie auch die Rapid-Fans in der Vergangenheit immer wieder einmal für unschöne Zwischenfälle. Zum großen Aufeinandertreffen der beiden Fangruppen wird es zumindest beim Hinspiel in Wien nicht kommen, und das ist aufgrund der aufgeheizten Stimmung in Hütteldorf derzeit wohl auch besser so. Denn die Spartak-Fans bleiben bei dieser Partie ausgesperrt. Der Hintergrund: Die UEFA verhängte wegen Fehlverhaltens der Spartak-Fans in der vergangenen Europacup-Saison eine Strafe von zwei Auswärtsspielen ohne Fans über den zwölffachen sowjetischen Meister. Eine zusätzliche Partie wurde auf Bewährung für zwei Jahre ausgesetzt. Die zweite Partie der Strafe wird am Donnerstag in Wien schlagend, nachdem man schon zuvor in der dritten Quali-Runde zur Champions League beim 2:3 bei PAOK Saloniki ohne Gäste-Fans angetreten war. Schon im vergangenen September gab es Sanktionen, nachdem Leuchtraketen auf dem Feld für eine Unterbrechung sorgte und die Fans schon gegen Sevilla nicht ins Auswärtsstadion durften. Im Februar gab es dann wüste Straßenschlachten im Sechzehntelfinale gegen Athletic Bilbao sowie Vorfälle im Stadion, die zur Sperre für die zwei Auswärtsspiele führten. "Wir bitten sie, das Spiel gegen Rapid nicht zu besuchen", hieß es auf der Klub-Homepage in einem Schreiben an die Fans.

  • Größte Erfolge

10x russischer Meister: 1992, 1993, 1994, 1996, 1997, 1998, 1999, 2000, 2001, 2017

10x russischer Cupsieger: 1993/94, 1997/98, 2002/03

1x russischer Superpokalsieger: 2017/18

12x sowjetischer Meister: 1935/36, 1937/38, 1938/39, 1951/52, 1952/53, 1955/56, 1957/58, 1961/62, 1968/69, 1978/79, 1986/87, 1988/89

10x sowjetischer Cupsieger: 1937/38, 1938/39, 1945/46, 1946/47, 1949/50, 1957/58, 1962/63, 1964/65, 1970/71, 1991/92

Halbfinale Europapokal der Landesmeister 1990/91

Halbfinale Europapokal der Pokalsieger 1992/93

Halbfinale UEFA-Cup: 1997/98

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